Technisches Know-How

In der Kategorie Technisches Know-How findet Ihr in Zukunft mehr und mehr Erklärungen zu den technischen Besonderheiten des LandCruiser J7, die Euch sowohl beim Kauf helfen sollen als auch zusätzliches Wissen vermitteln.

Viel Spaß beim Lesen

 

Themen

Was bedeutet eigentlich J7, GRJ, FZJ, HZJ, 75, 78, 79?

Was ist der Unterschied zwischen J7 Light Duty, Heavy Duty und altem Armaturenbrett und neuem Armaturenbrett (Facelift)?

Was bedeutet “abnehmbare Scheibenrahmen”?

12V oder 24V?

Dichtungen, ein komplexes Thema

Wie funktionieren Werkstatthandbücher?

 

Was bedeutet eigentlich J7, GRJ, FZJ, HZJ, 75, 78, 79?

Nicht jeder der einen LandCruiser fährt oder kauft ist auch direkt ein J7 Nerd. Deswegen hier eine kleine Erläuterung warum der LandCruiser J7 so heißt wie er heißt und was der Modellcode bedeutet.

Der Nachfolger des LandCruiser J4 ist der LandCruiser J7. Zu Anfang noch mit 2 verschiedenen Modell-Linien (Light- und Heavy Duty, dazu weiter unten) aber das Fahrzeug selbst folgt immer dem gleichen Prinzip und ist auch immer fast identisch aufgebaut bis auf kleine Feinheiten.
J7 ist der Überbegriff für die gesamte Modellreihe von 1985 bis heute. Kaum ein Hersteller baut seit 35 Jahren so konsequent ein Modell.
Was genau für einen J7 man fährt verrät der Modellcode (also z.B. HZJ78).
Er enthält in der Mitte immer ein “J7” für die Modellreihe. Davor steht der Motorencode, also z.B. HZ für J7 mit 1HZ (4,2l) Motor. Oder ein R für den “kleinen” Benzinmotor (z.B. RJ70). Der FZJ währe dann der große 4,5 Liter Benziner (Motor 1FZ-FE) und der GRJ der neue Benzinmotor (1GR-FE). Somit ist die Motorisierung schon mal klar.
Die Motoren führe ich jetzt hier nicht alle auf, da das doch einige sind…:)
Hinter dem “J7” steht noch eine zusätzliche Zahl, die die Ausführung, bzw. um noch genauer zu sein den Radstand angibt.
Bei einer 0 oder 1 handelt es sich um das kürzeste Modell (z.B. LJ70). Der süße kleine J7 hat dann 2 Türen und nur recht wenig Platz hinter den Vordersitzen. Geräumiger wird es in einem 73 oder 74 (also eine 3 oder 4 hinter der 7). Das sind fast ausnahmslos die zweitürigen Modelle mit FRP-Top. Also einem abnehmbaren Dach. Etwas größer als die ganz kurzen, so dass sich auch zu viert bequem fahren lässt und noch Kofferraum übrig bleibt.
Damals etwas seltener, heute aber häufig gefahren ist der 76 (früher auch 77). Hierbei handelt es sich um das einzige Modell mit 5 Türen. Sozusagen die Limousine.
Jetzt wird es etwas verwirrend. Bis 1999 bekamen die beiden großen Modelle – das währen einerseits der Pickup und dann der TroopCarrier (also der geschlossene 11-Sitzer) beide eine 5 hinten (75). Man konnte also am Modellcode nicht erkennen welche Karosserieform das Fahrzeug hat. Ein HZJ75 konnte sowohl ein TroopCarrier als auch ein Pickup sein. Ab Baujahr 2000 war die Unterscheidung dann wieder klar gegeben. Der TroopCarrier bekommt eine 8 (78) und der Pickup eine 9 (79).
Gänzlich neu hinzugekommen ist seit ein paar Jahren der Doppelkabiner Pickup. Er heißt auch 79 da der Radstand der gleiche wie beim 2 Türer ist und nur die Ladefläche kürzer wurde. Vorher war der Pickup immer nur mit 2 Türen verfügbar.
Hier noch ein paar Beispiele:
LJ73 – 2,4l 4 Zylinder, Mittel-Kurzer 2 Türer mit abnehmbarem FRP-Top
FZJ75 – 4,5l R6 Benziner als Pickup oder TroopCarrier
GRJ79 – 4,0l V6 Benziner als Pickup

Was ist der Unterschied zwischen J7 Light Duty, Heavy Duty und altem Armaturenbrett und neuem Armaturenbrett (Facelift)?

Light Duty und Heavy Duty: Bis Mitte der 90ger Jahre wurde der LandCruiser J7 noch als so genannte “Leichte” und als “schwere” Ausführung produziert. Die Hauptmerkmale waren die Schraubenfedern der leichten Variante sowie die etwas kleineren Motoren (z.B: der LJ70). Sehr viele Teile sind allerdings völlig identisch zu den etwas bekannteren “Heavy-Dutys”. Deren Merkmale sind und waren Blattfedern (hinten und vorne bis 1999, ab 2000 dann nur noch hinten) und die großen, starken Motoren wie z.B. der 1HZ, der 1FZ oder heutzutage auch der 1GR-FE. Wenn also Teile nur für Light oder nur für Heavy Duty Fahrzeuge gekennzeichnet sind, dann schaut bitte kurz welche Version ihr besitzt oder fragt einfach kurz nach. Steht in der Beschreibung z.B. “alle Motoren”, dann ist klar, dass das Teil bei Light und bei Heavy Dutys passt.
Altes vs. neues Armaturenbrett: Hier geht es nur um die Heavy Duty Fahrzeuge. Bis 2007 wurde der J7 nahezu immer identisch gebaut. Minimale Neuerungen gab es 1999, das bezieht sich aber nur auf sehr wenige Teile (z.B. Blattfedern vorne oder Frontblinker). 2007 kam dann aber ein großes Facelift und der J7 steht seitdem mit einer komplett neuen Front da. Breiter und moderner. Ab der A Säule nach hinten ist dann wieder fast alles beim alten. Teile die sich auf die Frontpartie beziehen passen also meistens nur bis 2007 oder ab 2007. Mit dem Armaturenbrett ist es etwas schwieriger. Ab 2007 bekam der J7 zwar schon die neue Front aber noch das alte Armaturenbrett aus Metall, dass seit 1985 im Einsatz ist (Erkennbar am Haltegriff auf der Beifahrerseite). Erst ab 2009 hatte dann wirklich jeder neue J7 auch das Armaturenbrett aus Kunststoff (Mit Airbag usw.).

Was bedeutet “abnehmbare Scheibenrahmen”?

Die “abnehmbaren Scheibenrahmen” sind eine Besonderheit vieler kurzer LandCruiser J7. Gebaut wurden sie sowohl als Light-Duty als auch als Heavy Duty.
Bei Modellen mit abnehmbaren Scheibenrahmen kann nicht nur das Dach (FRP-Top) abgenommen werden sondern auch alle Teile oberhalb der Fensterkante (außer dem Überrollbügel). Man kann also mit etwas Aufwand die Rahmen der Heckscheiben und Seitenscheiben demontieren wie auch die Frontscheibe nach vorne auf die Motorhaube umklappen. damit ergibt sich ein echtes Cabrio.
Das ganze ist nicht in 5 Minuten erledigt, kann sich im Sommer aber lohnen. Die bleibenden Öffnungen der Holme kann man mit dem original Abdeckkappen Set verschließen (findet Ihr im Shop).
Zu erkennen sind Modelle mit abnehmb. Scheibenrahmen eindeutig am FRP-Top, kombiniert mit einer klappbaren Windschutzscheibe (Gummiauflagen auf der Motorhaube). Meist sind dann auch die Scheibenwischer “abnehmbar”, was so viel heißt, dass Sie mit einer speziellen Schraube für die schnelle Demontage ausgestattet sind.
Eine Ausnahme stellen die 75er Pickups dar, sie wurden auch generell mit Klappscheibe ausgeliefert.
Nicht zu verwechseln sind die FRP-Top Modelle übrigens mit den Soft-Top Modellen, also einem einfachen Stoff Verdeck. Das gab es ebenfalls (eher selten) und hier sind in einigen Bereichen schon wieder spezielle Teile verbaut gewesen.

Ersatzteile wie die meisten Dichtungen oder der Frontscheibenrahmen passen nur entweder bei Fahrzeugen mit oder ohne abnehmbare Scheibenrahmen. Die Soft-Top Varianten bilden hier wie gesagt bei einigen Teilen eine Ausnahme (hier generell anfragen bitte)

12V oder 24V?

Bis 1999 (genau genommen auch danach noch, aber das würde zu weit führen) wurde der J7 in einigen Märkten und Modellen auch als 24V Version gebaut. Also mit einer Bordspannung von 24 Volt wie im Nutzfahrzeug statt der üblichen 12 Volt aus dem PKW Bereich. So auch in Europa. Das prominenteste Beispiel ist der HZJ75. Er wurde in der EU generell als 24V Version ausgeliefert. Das hat einige Vorteile aber leider auch einen großen Nachteil. Da die Mehrheit der J7 schon damals als 12V Version verkauft wurde (weltweit) ist die Verfügbarkeit von 24 Volt Teilen leider relativ schlecht. Einige Dinge wie z.B. der Wischermotor sind schon jetzt nicht mehr verfügbar obwohl sie das eigentlich noch sein müssten.

Zum Glück beziehen sich die 24V Bordspannung nur auf einige wenige Teile und die meisten davon sind aktuell noch verfügbar. Trotzdem ist mein Tipp sich mit den nötigsten Teilen einzudecken wenn man ahnt, dass ein Austausch vielleicht bald aktuell wird. Anlasser und LiMa sollten übrigens auch in Zukunft kein Problem sein.

Dichtungen, ein komplexes Thema

Dichtungen sind ein sehr komplexes Thema an dem aber fast kein J7 Besitzer vorbei kommt. Gerade nicht bei einem älteren Fahrzeug. Generell sind die Dichtungen bei Toyota nicht billig, halten bei ordentlicher Pflege (die ist oft nicht gegeben) aber auch ewig.

Generell gibt es einige Unterschiede in den Bauformen. Es ist z.B. wichtig ob das Fahrzeug abnehmbare Scheibenrahmen hat oder nicht da die Dichtungen der Türen dann in 2 Hälften geteilt sind. Hecktüren sind auch nicht bei allen Modellen gleich hoch und auch bei den vorderen Türen gab es feine Unterschiede in der Formgebung (z.B. hat der HZJ75 als Pickup und als TroopCarrier nicht die gleichen Vordertüren).
Die meisten Dichtungen gibt es bei den Modellen mit FRP-Top (z.B. dem HZJ74). Einfach weil das Hardtop selbst noch Mal mehrere Dichtungen zur Frontscheibe, Karosserie und zu den Türen hin besitzt. Auch die klappbaren Frontscheiben (wie z.B. bei allen FRP-Top Modellen und beim HZJ75 Pickup) kommen mit zusätzlichen Dichtungen.

Also bitte beim Kauf genau hin schauen oder einfach kurz vorher anfragen. Die Fahrgestellnummer hilft uns bei der Suche meistens sehr…:)

Wer seine Dichtungen dauerhaft behalten möchte, sollte sich übrigens ein Dichtungspflegemittel besorgen und die Dichtungen damit jährlich einreiben. Handelsübliche Vaseline erfüllt dabei natürlich auch ihren Zweck.

 

Was sind eigentlich Werkstatthandbücher und warum brauche ich sie

Werkstatthandbücher sind Handbücher, die der Hersteller speziell für seine Vertragswerkstätten druckt und vertreibt. Quasi Reparaturanleitungen in denen jeder einzelne Schritt für jede nur erdenkliche Reparatur inkl. Diagnose, Spezialwerkzeug usw. beschrieben ist. Bei Fahrzeugen wie dem J7 hält sich der Umfang noch in Grenzen. Alle Handbücher zusammen ergeben einen ca. 25cm hohen Stapel. Beim J9 oder J12 ist das schon drei Mal so viel wegen der vielen Elektronik. Bei neueren Fahrzeugen werden solche Handbücher überhaupt nicht mehr gedruckt sondern sind nur noch online verfügbar.

Wer also braucht solche Bücher?

Meiner Meinung nach jeder der entweder selbst am Auto arbeiten will oder eine große Reise plant.
Für Selbermacher ist klar warum. Es gibt kaum eine bessere Anleitung für Reparaturen in Eigenregie.
Bei Reisenden ohne Handwerkliches Geschick lohnt es sich aber auch die Bücher mitzuführen. Nicht in jedem Land der Welt ist der J7 ein bekanntes Fahrzeug und die Werkstätten sind mit Toyota-Technik vertraut. Mit den Handbüchern kann man der Werkstatt Hilfestellung geben was wie zu machen ist und kann vor allem die Arbeit auch kontrollieren. Sei es das Drehmoment einer Schraube oder die korrekte Montage eines Austausch-Teils mit passenden Einstellwerten.

Wie funktionieren die Werkstatthandbücher von Toyota?

Wie so oft gibt es auch bei den Handbüchern ein klares System.

Zuerst unterscheidet man in 3 Typen von Büchern.
1. Karosserie und Fahrwerk (hier ist alles gelistet was nicht mit dem Motor zu tun hat)
2. Motor
3. Elektrik

Beim LandCruiser sind die Karosserie-Bücher immer grün, die Motoren-Bücher immer blau und die Elektrik Bücher immer grau.

Zu den Elektrik Handbüchern sei gesagt, dass die Basis-Elektrik auch in den grünen Büchern beschrieben ist, noch detailliertere Schaltpläne, Positionen von Steckern, Steckerbezeichnungen usw. sind dann aber nur in den grauen Büchern vorhanden. Das ist sinnvoll wenn man Umbauten am Fahrzeug plant.

Nun zu den Baujahren und welche Bücher man braucht.

Bei Toyota wird für jede Fahrzeugserie (also z.B. den J7) Ein Basis Buch herausgegeben. Das währe beim J7 für die Heavy Duty Linie das Buch von 1990. Der J7 ist mit Light und Heavy Duty ein Sonderfall, daran muss man sich aber nicht stören. Beim J8 währe das z.B. auch 1990, da dort die Baureihe begonnen hat. Das gilt für alle 3 Arten von Büchern.

Danach wird bei jeder Anpassung, also bei jedem „Facelift“ (oft auch nur ein internes Facelift, dass der Kunde nicht sieht) ein Zusatz-Werkstatt-Handbuch heraus gegeben. Beim J7 z.B. 1999 als der J7 überarbeitet wurde (Spiralfedern vorne, AGR in Europa, neue Einstellzeiten beim Motor usw.).

Hat man also einen HZJ75 von 1993 dann braucht man tatsächlich nur das Basis-Buch. Hat man aber einen HZJ78 von 2001 braucht man das Basis Buch von 1990 und alle darauf folgenden Zusatz-Werkstatthandbücher bis 2001. Sowohl beim Fahrwerk als auch bei Elektrik und Motor.

Auch hier ist der J7 wieder ein Sonderfall, da kaum eine Baureihe so dauerhaft weiter geführt wurde. Dafür gibt es aber vergleichsweise wenig Zusatz-Bücher. Beim J10 z.B. gab es gefühlt jedes Jahr irgendwelche Anpassungen, so dass man bei einem 2006er HDJ100 einen beachtlichen Stapel an Büchern zusammen hat obwohl der J10 deutlich kürzer gebaut wurde. Zudem sind die Bücher wie bereits erwähnt deutlich dicker wegen der zusätzlichen Elektronik/Funktionen.

So, ich hoffe, ich konnte etwas Klarheit in den Handbuch-Dschungel bringen und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und Schrauben

 

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